Hallo , "Chapeau"! Ein vergleichbares deutschsprachiges Forum gibt es nicht. Schön ,das hier auf Moralisierung und Angstmacherei verzichtet, und hoffnungsvoll berichtet wird .
Sich durch die zahlreichen negativen Beiträge zu "googeln" zähle ich mitlerweile zu einem meiner neugewonnen Laster .
Bei mir besteht die traumatische Diagnose seit Ende Mai diesen Jahres . Ich spürte einige Tage ein seltsames Jucken das ich mit der Ankündigung eines Pilzes verwechselte bis ich es mir genauer im Spiegel besah;: Kleine mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Die Ärztin warf nur einen Blick darauf und sagte "Herpes!".Mir wurde ein Rezept für Aciclovir überreicht und man versuchte mein Entsetzen durch einen Spruch zu relativieren,ob ich denn nicht wisse wie viele Menschen Herpes hätten. Ich fühlte mich grauenvoll unverstanden ,uninformiert.
Der Mann der mich offenbar wissentlich ansteckte fühlte sich unschuldig und beteuerte er habe noch nie "unten herum " Probleme gehabt . Er verschwand aus meinem Leben und ging auch nicht an sein Telefon wenn ich versuchte ihn anzurufen. In den ersten Wochen wandelte ich also ,wachgeworden durch einen scheinbar niemals mehr enden wollenden Alptraum.
Weil ich mich schämte blieb ich für mich mit dem Wissen um meine Erkrankung.Ich traute mich davon zu erzählen . Dabei hatte ich viele liebe Menschen um mich herum .
Ich beschloss das Problem zu verdrängen und verbrachte drei Sommermonate indem ich feierte,viel arbeitete, in der Sonne lag und schwimmen ging .In dieser Zeit nahm ich weder Medikamente ein ,noch folgte ich bestimmten Ernährungsvorschriften .(ich lebe vegetarisch seit Jahren,esse viel Gemüse und Obst )Einmal hatte ich sogar eine Erkältung aber ich kann mich nicht daran erinnern einen weiteren HG-Ausbruch erlebt zu haben.Auch hatte ich keine Schmerzen oder ein Jucken. Dann begegnete ich meinem jetzigen Freund aber wie es scheint trat mit ihm und der Erinnerung an meine Sexualität , bzw. der Angst davor, der Herpes wieder in Erscheinung .
Bald fühlte ich einen Ausbruch herannahen und arbeitete mit Teebaumöl und Aloe Vera dagegen.Wenn ich mir die brennenden ,juckenden Stellen ansah,konnte ich keine Bläschen sehen .Ich bekam Fieber und Schmerzen in der Leiste und hatte ich Schmerzen beim urinieren.
Dieser Rückschlag verunsicherte mich sehr.Ich begann mich mehr mit meinem Herpes auseinanderzusetzen und fühlte ihn logischerweise auch stärker.Es folgte eine Depression mit meinem zweiten sichtbaren Herpes-Ausbruch.
Ich föhnte den Ausschlag und betupfte ihn anschliessend mit Minzöl ,was zu einer mehr als raschen Abheilung(innerhalb von zwei Tagen) führte. Obwohl ich den Eindruck habe ,dass das Erscheinen von Herpes mehr mit der Psyche ,als mit der Ernährung in Zusammenhang zu stehen scheint nehme ich seit einiger Zeit zudem dass ich probiere möglichst argininarm zu essen die Aminosäure L-Lysin . Auch verwende ich Kokosöl,konnte allerdings noch nichts positives oder negatives feststellen .
Was ich aber feststelle ist eine ungeheure Angst vor einem neuen Ausbruch .Auch fühle ich ständig diesen kriechenden Schmerz unter der Haut .Insgesamt scheint mir mein Unterleib im Verhältnis zum Rest riesengroß geworden zu sein . Hoffentlich hört das bald auf...
Schön, dass du zu uns gestoßen bist! Und schön, dass du dich auf diese Weise öffnen kannst.
Ja - Herpes ist nichts womit man hausieren geht. Und damit muss man mit dem Herpes allein klar kommen und dann kann man ihn entweder verdrängen, wie es dir im Sommer gelungen ist, oder man nagt dauernd drauf herum.
Ja es ist doch eigentlich erstaunlich, dass es dir in der Herpes Hochzeit gut gegangen ist. Denn die Sonnenstrahlen locken doch bei vielen die Lippenbläschen hervor und warum sollte das dann bei HG anders sein. Das ist für mich wieder mal ein Zeichen, das Herpes sehr mit dem seelischen Gleichgewicht zusammen hängt. Deswegen wirken viele Placebo ja auch so gut.
Wenn du es jetzt schaffst, für dich deinen Herpes durch anzunehmen, dan hast du sicher viel gewonnen. Denn wenn du durch Verdrängen eine herpesfreie Zeit hattest, dann denke ich wird es beim Annehmen noch viel besser. Es ist jetzt einTeil von dir.
Ich hatte nach einer Beziehung einen Hörsturz und seit dem einen Tinitus. Als Musikliebhaber mit u.a. Highendiger Anlage war das natürlich ein NoGo. Es kostete so viel Lebensqualität. Ich habe mich richtig reingesteigert. Erst als ich verinnerlicht habe, dass ich keine Chance habe den Kampf auf diese Weise zu gewinnen, habe ich erschöpft losgelassen. Ich habe ihm einen Namen gegeben: Annette - nach der Frau, die Auslöser war. Mittlerweile bin ich ihr nicht mehr bös und die Ohrgeräusche kommen nur noch selten. Ich warte aber auch nicht mehr auf sie! Das Gehör ist zu 90 % wieder da und ich kann auch Musik wieder genießen.
Nachdem ich meinen ersten Herpesschub hatte und kurz darauf in meiner Herpes-Depression, die meinem Herpes-Schock folgte, verfiel, vergingen grade mal 4 Wochen bis zum zweiten Ausbruch.
Mittlerweile bin ich gelassener und habe es geschafft, wie beim Hörsturz damit umzugehen. Dazu hat auch dieses Forum beigetragen... und ich bin sicher, dass sich weitere Ausbrüche in Grenzen halten... so es sie denn gibt. Natürlich schaue ich mich jetzt noch mal mit anderen Augen an; aber gelassener. Der Nervenschmerz ist gewichen. Und sollte mal was zupfen oder Bläschen auftauchen, werde ich gleich grinsend agieren und wissen, dass ich den Kampf gewinne. Er wird mir nicht mehr weh tun!
Du hast jetzt einen Freund, der dich auch mit Herpes genommen hat. Das ist doch ein Geschenk und Normalität zugleich. Du weißt, dass für dich trotz Herpes keine partnerlose Zeit angebrochen ist. Das es ein ganz normales Leben mit ganz normaler Sexualität geben kann. Nimm es einfach an und deinen Herpes nicht so wichtig. Dann reduziert er sich von selbst.