gestern habe ich von meinem FA die Diagnose bekommen: Herpes Genitalis. Ich muss zugeben, ich hatte nicht so viel Ahnung von der Krankheit. Erst als ich die Broschüren las, die mein FA mir mitgegeben hatte, kam der Schlag der Realität. Nicht heilbar. Ständige Ausbrüche. Ständige Ansteckungsgefahr. Ein Leben lang. Seitdem liege ich eigentlich nur noch mit Heulkrämpfen im Bett und weiß nicht weiter. Mein Partner hatte bis jetzt nur Lippenherpes. Als wir GV hatten, hat der Herpes aber nie "geblüht", anscheinend hat es aber gereicht um mich mit dem Virus zu infizieren. Kondome haben wir immer benutzt, nur einmal ist das Kondom geplatzt, so dass es zum ungeschützten GV kam. Ob er den HSV-2 doch in sich trägt oder er mich mit dem Lippenherpes unten angesteckt hat, wissen wir beide nicht. Fakt ist, ich habe Herpes Genitalis und das kann ich leider nicht mehr Rückgängig machen. Ich fasse es nicht, wie schnell es gehen kann, dass das Leben von einem Moment auf den anderen so verändert und beeinträchtigt wird. Es sind für mich noch neue Nachrichten, ich muss mich erst noch damit abfinden, alles verarbeiten, alles verdauen, aber ich bin so verzweifelt momentan [sad]
Das es mir so scheiße geht liegt jetzt auch gar nicht so sehr an den jetzigen körperlichen Schmerzen (und es tut scheiße weh da unten!!!), sondern an der Tatsache, dass meine Lebensqualität und mein Sexleben damit total eingeschränkt sein werden. Ich habe nicht viel Erfahrungen mit Beziehungen und auch mit meinem jetzigen Partner wird es keine Zukunft geben, denn er wird in einigen Wochen nach Kanada ziehen und wir haben beschlossen es dann zu beenden. Was passiert dann wenn ich mich mit einem neuen Partner einlassen will? Wer will denn schon eine wandelnde Geschlechtskrankheit haben? Mal abgesehen davon, dass ich ganz andere persönliche Probleme mit Nähe und emotionaler Intimität habe... Ich war früher viel zu schüchtern, hatte kein Selbstbewusstsein, kein Selbstwertgefühl und keinen Plan wie man zwischenmenschliche Beziehungen aufbaut. Seit ca. 2 Jahren bin ich aber gewachsen, ich bin stärker geworden, positiver und habe mich einfach so richtig wohl in meiner Haut gefühlt. Man kann sagen, ich habe zu mir selbst gefunden und mich selbst akzeptiert und mich lieben gelernt. Und jetzt diese Diagnose, die für immer in meinem Hinterkopf bleiben wird, die mich immer verfolgen wird... ich frage mich, wieso? Gerade jetzt, wo ich doch endlich Frieden mit mir selbst geschlossen habe, jetzt kommt wieder etwas, wo ich mir wünschte, ich wäre nicht ich, ich wäre jemand anderes, ich hätte andere Entscheidungen treffen sollen, ich will dem allen einfach nur entfliehen. Aber es geht nicht. Es ist die Realität. Ich weiß, ich bemitleide mich selber gerade einfach nur, aber wie gesagt, ich habe die Diagnose erst gestern erhalten und das sind nun mal die Gedanken, die mir momentan im Kopf schwirren und ich würde so gerne mit jemandem darüber reden. Ich habe Angst es meiner Familie zu sagen, ich schäme mich. Ich will auch nicht, dass sie es wissen. Meine engsten Freunde leben in einer anderen Stadt und ich möchte sowas nicht über Skype, Whatsapp etc. besprechen. Deswegen schreibe ich hier.
Was mir die größte Sorge bereitet ist, dass ich niemals jemanden finden werde, der mich mit diesem Virus akzeptieren wird. Ich selber wäre glaube ich auch sehr skeptisch und wüsste nicht, ob ich es akzeptieren könnte als gesunder Mensch in eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der mich immer mit einem Virus infizieren könnte. Vielleicht ist das auch zu dramatisch jetzt alles. Ich weiß ja auch noch gar nicht wie die Krankheit bei mir verlaufen wird, wie oft der Virus ausbrechen wird, in welchem Ausmaß etc. ... aber das sind alles Sachen, die ich im Internet in diversen Foren gelesen habe (was vielleicht auch nicht so eine gute Idee ist, aber ich wollte so viel wie möglich über Herpes erfahren), die mir halt Angst machen. Außerdem habe ich geplant nächstes Jahr für ein paar Monate durch Südostasien zu backpacken. Das war schon immer mein Traum. Ich weiß jetzt schon, es wird stressig, es wird mein Immunsystem schwächen, die Ärzte und KHs lassen zu wünschen übrig. Alles ganz tolle Voraussetzungen für Rückfälle. Ich möchte meine Träume aber nicht aufgeben.
Ich hoffe, dass ich bald mein Schicksal akzeptieren kann. Dafür sollte ich erstmal diesen ersten schrecklichen Ausbruch auskurieren und mich meinen Freunden anvertrauen und einfach ein wenig Zeit vergehen lassen. Ich weiß, dass ich mich besser fühlen werde, ich weiß, dass ich einen Weg finden werde, mich nicht mit der Krankheit zu identifizieren. Zur Zeit kann ich aber nichts anderes machen als die ganze Zeit zu heulen.
erst einmal herzlich willkommen hier. Auch wenn es natürlich kein schöner Grund ist. Es tut mir Leid, dass dir hier noch niemand geschrieben hat. In letzter Zeit ist hier wirklich sehr wenig los. Eigentlich kommt hier nur ein wenig Schwung in die Bude, wenn es ein paar neue Mitglieder gibt. Das liegt hauptsächlich daran, dass man wirklich gut lernt, mit dem Herpes zu leben. Vor allem, wenn man sich hier in ein paar Beiträgen alles von der Seele geredet hat, was einen bedrückt.Dann kommen von den anderen ein paar aufmunternde Worte, und die Welt sieht schon ganz anders aus. Denn was du hier sehr schnell lernen wirst: Es ist alles halb so schlimm und es gibt viele andere, die mit dem selben Problem gelernt haben, sehr gut zu leben!
Das du total fertig bist, kann ich sehr gut nachvollziehen! Ich war das damals auch, völlig überfordert, verwirrt, wollte wissen was los ist und habe furchtbare Beiträge und Berichte im Internet gelesen. Überall steht immer nur nicht heilbar und furchtbar ansteckend. Eine Ärztin hat mich sogar mal als wandelnde Zeitbombe für Männer bezeichnet! Genau das will man hören! Aber inzwischen ärger ich mich nur noch über die soziale Inkompetenz der Frau!
Aber ich kann dir die großen Fragen, die die quälen positiv beantworten: Ja! Du wirst wieder einen Freund finden, einen großartigen, und ihr werdet euch lieben und streiten und vor allem ganz andere Probleme haben als den Herpes! Ja! Du wirst eines Tages wieder ein ganz normales Sex-Leben führen können. Du wirst den Herpes vergessen können, dich zurück lehnen und all das genießen, was du bissher immer genossen hast! Nein! Du wirst nicht jeden, den du mit Blicken streifst sofort anstecken. Auch wenn man das nicht glaubt, weil es einen gerade selbst erwischt hat, ist es nicht so leicht jemand anderen anzustecken. und nein! Du musst keinen einzigen deiner Träume aufgeben! Am Anfang ist es hart! War es bei mir auch. Ich habe meinen Herpes nun seit 2 Jahren und es ist alles viel besser geworden. Von ständigen Ausbrüchen und total panisch und übervorsichtig sein, bin ich inzwischen wieder zu einem normalen Menschen geworden Das liegt zum einen an meinem grandiosen Freund, der nie ein Problem mit der Sache hatte und mit dem ich ein wunderbares Sexleben genieße, ohne irgendwelche Einschränkungen. Ich habe ihn bis jetzt noch nicht angesteckt, und das trotz mittelmäßiger Vorsicht. Zum anderen liegt es daran, dass ich seit April keinen Ausbruch mehr hatte, und das trotz Klausuren-Stress, Urlaub und vielem mehr. Ich will dir nicht versprechen, dass es dir in zwei Jahren super geht, aber ich kann dir garantieren, dass dein Körper besser damit umzugehen lernt. Und du auch! Du wirst mit der Zeit einfach entspannter. Das kann man nicht erzwingen, das muss sich einspielen, du musst dich dran gewöhnen. Aber du wirst lernen, ein wenig mehr auf deinen Körper zu hören, vielleicht doch öfter Mal den Alkohol oder andere Auslöser, die du sehr schnell kennen wirst, weg zu lassen und einfach nicht mehr bei jedem kleinen Jucken panisch aufzuspringen. Wichtig ist, dass du darüber redest. Dass du ein paar Menschen in deinem Leben hast, denen du offen sagen kannst, wenn du zum Beispiel mal wieder einen Ausbruch hast. Ich hab das beispielsweise immer meiner besten Freundin erzählt. Die war super cool, meinte meist "hm, doof. Aber warte erst mal, vielleicht ists nur falscher Alarm". Es ist zwischen uns ganz normal, dass wir über meinen Herpes reden. Auch mit meinem Freund. Das nimmt eine Menge Druck von einem, weil man sich nicht fühlt, als hätte man ein furchtbares Geheimnis, dass man vor der Welt verstecken müsste. Es ist eher eine Kleinigkeit, die nicht jeder wissen muss. So, ich hoff, das hat dir ein wenig weiter geholfen. Wenn dus noch nicht gemacht hast, stöber mal das Forum durch, da findest du noch viele weitere Tips für Körper und Geist. Ansonsten kannst du gerne wieder schreiben, ich antworte bestimmt mal und vielleicht kommen ein paar andere auch mal wieder online
Hallo Chris, bei mir war es zu Anfang aus sehr schlimm. Ausbrüche im längsten Abstand von zwei Monaten, manchmal Wochen. Schwellungen und schmerzhafte Wunden... Für mich war es unvorstellbar Mein Leben damit verbringen zu müssen und ich bin fassungslos gewesen. Es ist wie EllyAnn es bereits schrieb, der Körper lernt damit umzugehen und Herpes ist auch ein wenig Kopfsache, denke ich. Du kannst davon ausgehen, dass es mit der Zeit besser wird und Du das Thema im Alltag auch verdrängen können wirst. Partnerschaft ist natürlich so ein Thema, aber sicher nicht "unlösbar".
bei mir liegt die Diagnose jetzt auch nur einen Tag zurück und ich bin noch im selben Schockzustand in dem du warst, als du das geschrieben hast.
"dass meine Lebensqualität und mein Sexleben damit total eingeschränkt sein werden. " Genau davor habe ich auch echt Angst... Man liest einfach so oft nie wieder ohne Kondom, kein Oralsex, und auch über Schmierinfizierung über Finger.. Momentan sehe ich auch total schwarz und habe echt Angst, auf alles verzichten zu müssen.
"Was passiert dann wenn ich mich mit einem neuen Partner einlassen will? Wer will denn schon eine wandelnde Geschlechtskrankheit haben?" Auch davor hab ich genauso Angst wie du... kommt denn jetzt nur ein Partner der ebenfalls Herpes hat in Frage?
"Man kann sagen, ich habe zu mir selbst gefunden und mich selbst akzeptiert und mich lieben gelernt" "Gerade jetzt, wo ich doch endlich Frieden mit mir selbst geschlossen habe, jetzt kommt wieder etwas, wo ich mir wünschte, ich wäre nicht ich, ich wäre jemand anderes, ich hätte andere Entscheidungen treffen sollen, ich will dem allen einfach nur entfliehen. Aber es geht nicht. Es ist die Realität. Ich weiß, ich bemitleide mich selber gerade einfach nur, aber wie gesagt, ich habe die Diagnose erst gestern erhalten und das sind nun mal die Gedanken, die mir momentan im Kopf schwirren und ich würde so gerne mit jemandem darüber reden." Ebenfalls genau dasselbe bei mir [sad] Grade hatte ich wieder Halt und Freude am Leben gefunden, dann das... Aber hey, auch wenn ich mich nicht freue, dass es dir genauso geht, fühle ich mich zumindest nicht alleine wenn ich deinen Beitrag so lese... Ich schwanke seit gestern zwischen "es könnte schlimmer sein, Kopf hoch, das wird schon" und "ich werde nie wieder ein normales Leben führen können" .
Auch war es bei mir genauso, dass ich kaum etwas über Herpes, außer jetzt den Lippenherpes und ich den nicht hatte, wusste...
Ich hoffe auf jeden Fall, dir geht es mittlerweile besser, und falls du Lust hast kannst du mir ja auch Privat mal schreiben. Bei mir ist es ebenfalls so, dass meine Freunde nicht in meiner Nähe wohnen und ich es bisher auch nur einer Freundin gesagt habe, die nicht ganz soo unterstützend ist..
Hallo, Danke erst mal für eure lieben Worte! War eine ganze Weile nicht da, hab's nach der Heilung des Erstausbruchs gut verdrängen können, jetzt ist er wieder da und all die Zweifel kommen mit voller Wucht zurück... Aber viel kann ich nicht machen, ich muss versuchen mich nicht verrückt zu machen jedes mal, wenn ein Ausbruch kommt... Ich denke, es geht nur mit Zeit... Als ich eure Antworten gelesen habe, ging es mir aber wenigstens ein bisschen besser, danke noch mal...